Am 13.03.23 durften wir im Kelterhaus in Ubstadt Clarissa Wild vom Verein „NaturGlück Helmsheim e.V.“ zu unserem Themenabend begrüßen.

Leider wohnten dem spannenden Vortrag nur wenige Zuhörende, vorwiegend aus den eigenen Reihen unseres Vereins, bei. Frau Wild konnte ihr Kindergartenkonzept anschaulich vorstellen und so auch über die Unterschiede zwischen Wald- und Naturkindergärten aufklären. In einigen Zuhörenden weckte sie so den Wunsch, auch einen solchen Kindergarten besuchen zu dürfen.
Inhaltlich konnte die Gründerin und Leiterin des Streuobstwiesen Kindergartens in Helmsheim viele der Vorurteile rund um das Thema „Draußenkindergarten“ widerlegen bzw. entsprechende Alternativen aufzeigen. So berichtete sie von ihren eigenen Erfahrungen und den Effekten des Kindergartenmodells auf die Entwicklung „ihrer“ Kindergartenkinder. Im Vergleich zu Regelkindergärten seien Krankheitswellen und -phasen deutlich verkürzt, auch werde durch die ständige Anpassung an das Wetter und die Gegebenheiten der Witterung die Resilienz gestärkt. Die Kinder könnten besser Kompromisse eingehen und sich auf Veränderungen einlassen. Darüber hinaus stärke das Spiel mit Naturmaterialien zudem die Phantasie und Kreativität. Anders als häufig gedacht, werden auch Kinder im Naturkindergarten auf das Schulleben vorbereitet. Der Orientierungsplan entspricht dem von Regelkindergärten. Aus Frau Wilds mehrjährigen Erfahrung meldeten die Schulen stets positive Rückmeldungen an die Kindergartenleiterin. Es bestehen im Fall Helmsheim Kooperationen mit den umliegenden Institutionen, gemeinsame Vorschulangebote werden durchgeführt. Durch gemeinsame Aktivitäten und Angebote sollen so die Schulanfänger:innen miteinander vertraut gemacht werden. Man helfe zudem aus, wenn der Regelkindergarten aufgrund von Krankheitsfällen des Personals in die Bredouille gerate, und lade Kindergartengruppen mit auf die Wiese ein. So könne das Betreuungsangebot gewährleistet werden. Vorgabe an eine Genehmigung ist das Vorhandensein eines „Basislagers“ als Schutzraum. Dieses kann auch ein leicht angepasstes Bestandsgebäude oder ein Bauwagen sein. Entsprechend sind mögliche Investitionskosten gering. Finanziell schlägt auch bei alternativen Kindergartenformen der Bereich „Personalkosten“ am meisten zu Buche. Bei einer Gesamtkindergartengröße von 20 Kindern (durchschnittlich 18 davon anwesend) beschäftigt der Verein mindestens drei Erziehende. Auch hier ist, so Wild weiter, der Fachkräftemangel auf dem freien Markt deutlich zu spüren. Im Unterschied zum Regelbereich sei hingegen die Fluktuation deutlich geringer: Wer sich für den Naturkindergarten entscheide, bleibe diesem auch treu. Im Alltag falle auf, dass besonders das Gesundheitsamt bei Draußenkindergärten nochmal häufiger kontrolliere und mehr dahinter sei, als bei anderen Kindergartenformen. Besichtigungen und Begehungen vor dem Kindergartentag, insbesondere nach Stürmen, seien der Alltag. Man achte genau darauf, mögliche Gefahrenquellen zu minimieren, um so die Sicherheit der Kinder zu gewährleisten.
Die Betreuungszeiten bei dem vorgestellten Modell belaufen sich auf die Zeitspanne von 7.30 – 13.30Uhr. Wetterbedingt werden die Kinder hier draußen oder im äußersten Notfall kurzzeitig im Schutzraum betreut. Dies komme erfahrungsgemäß nur sehr selten vor. Für den Fall, dass das Konzept einem Kind gar nicht zusage, gebe es auch die Möglichkeit, mit einem der kirchlich geführten Kindergärten zu tauschen. Frau Wild berichtete von einer sich ständig verlängernden Warteliste und dem steigenden Interesse der Elternschaft im Ort. Ein deutlicher Kostenfaktor für die Familien ist die erforderliche „Outdoor-Bekleidung“. Durch die kleine Kindergartengröße bietet es sich jedoch meist an, die Kleidung Secondhand zu erwerben oder untereinander auszutauschen, dies gelingt beim engen Austausch mit den Eltern sowie den Erziehungsberechtigten.
Alle gestellten Fragen konnte Clarissa Wild zufriedenstellend beantworten. Auch anfängliche Zweifel, beispielsweise bezüglich der Bring- und Abholsituationen oder der Sauberkeitserziehung, konnten besänftigt werden. In Helmsheim trifft man sich mit den Eltern und Kindern auf dem Parkplatz der Bahnhaltestelle und läuft als Kindergarten gemeinsam zur Streuobstwiese. Dies freut die Umwelt und die Verkehrssicherheit. Auf gezielte Nachfrage nach der „Abhau-Tendenz“ konnte Frau Wild ebenfalls beruhigen, dass noch kein Kind verloren gegangen ist. Durch klare und eindeutige Regeln und Abfolgen könne dies gewährleistet werden.
Zusammenfassend war es ein sehr informativer und aktivierender Abend, nach welchem man gewillt war, selbst eine Streuobstwiese oder ein passendes Areal zur Verfügung zu stellen, um einem solchen Konzept für Ubstadt-Weiher die Möglichkeit zu bereiten. Clarissa Wild zeigte sich als leidenschaftliche Gründerin und Leiterin dieses Projektes, ihre Fachexpertise in verschiedenen pädagogischen Bereichen lässt auf ein fundiertes Konzept mit ausreichender Erfahrung schließen. Definitiv könnte dies eine Möglichkeit sein, weitere Kindergartenplätze für Ubstadt-Weiher zu schaffen.
Weitere Informationen finden Sie auch auf der Internetseite des Vereins NaturGlück Helmsheim e.V. unter folgender Adresse:
Désirée Mannek