
Mehr Nachhaltigkeit für Ubstadt-Weiher – Themenabend am 23.01.23
Einleitung
Am 23.01.23 durften wir erstmals zum neuen Format unserer Bürgergespräche als Themenabend einladen. Unser Thema „Mehr Nachhaltigkeit für Ubstadt-Weiher“ zog über 30 Interessierte an, sodass der Nebenraum des Kegelcenters schnell sehr gut gefüllt war. Vereinzelt wurde auch im Türrahmen Platz bzw. „Stand“ genommen – vielen lieben Dank für das Interesse!
Erfahrung
Das Team der Initiative Foodsharing Bezirk Bruchsal & nördlicher Landkreis kam zu Dritt mit einer anschaulichen Powerpoint und super vielen Informationen. Als Zuhörer:in war es überwältigend zu hören und zu sehen, wie viel Lebensmittel aus Privathaushalten, Supermärkten, dem Großhandel oder auch dem Bereich Gastronomie tagtäglich weggeworfen werden (müssen). Es gab interessierte Fragen und einen regen Austausch. Außerdem berichteten die „Foodsaver“ von ihren Erfahrungen und Einsätzen. Angefangen hatte alles mit einem mobilen Fairteiler, inzwischen haben wir in der Region 16 Fairteilerschränke (ein 17. ist in Planung) und sind damit sehr gut aufgestellt. Für „Neulinge“ hierzu als Information: „unser“ Ubstadt-Weiher-Schrank steht neben dem Eingang des Jugend- und Familienzentrums (JuZe) am Hardtsee. Ein weiterer für den Ortsteil Zeutern ist in Planung.
Information
Was bleibt also in den Köpfen nach einem solchen Abend? Entgegen vieler Mutmaßungen heißt MHD (=Mindesthaltbarkeitsdatum) nicht „absolut tödlich ab“, Lebensmittel können auch danach noch verzehrt werden! Würde man nur das produzieren, was auch wirklich umgesetzt wird, bräuchte es lediglich ¼ der Ackerflächen und 1/3 der Nutztiere. Häufig sind MHD und falsche Mengenplanungen Grund dafür, dass so viel Lebensmittel in den Müll wandern. Man könnte mit den Lebensmitteln, welche weltweit im Müll landen, die gesamte Weltbevölkerung 12x ernähren! Das Vernichten von Ware ist für Unternehmen meist günstiger als das Weitergeben. Es braucht noch viel Öffentlichkeitsarbeit, um Foodsharing publik zu machen und politisch zu legalisieren. Der Grundsatz „Tafel first“ bedeutet, dass gerettete Lebensmittel erst dort verteilt werden und anschließend in Fairteilerschränken landen können und dürfen. Dies gilt auch für den tierischen Bedarf. Foodsharing ist eine Initiative und kann daher keine Spenden annehmen, die Mitarbeitende machen dies ehrenamtlich und privat. Sie gibt auch Tipps zum Haltbarmachen von Lebensmitteln (einkochen, einmachen, Rezepte und Co) und bietet Workshops für Kinder und Jugendliche an. Die Schränke werden in unterschiedlichen Abständen mehrmals wöchentlich überprüft und regelmäßig gesäubert und aufgeräumt. Am 2. Mai ist „Tag der Lebensmittelverschwendung“. Mit den Händlern und Betrieben, mit welchen zusammengearbeitet wird, besteht ein Haftungsausschluss. Wichtig ist das Umdenken von „unternehmensorientiert“ zu „verbrauchsorientiert“. Die Gesetzeslage in Deutschland sieht bislang Essensretter als „Bösewichte“ und verschwenderische Betriebe als „die Guten“ [persönliche Anmerkung: geht’s noch?!]. Es ist ein fraktionsübergreifendes, politisches Thema, welches dringend angegangen werden sollte! (weitere Informationen zu diesem Abend finden Sie auch auf unseren sozialen Medien)
Ganz schön harte Fakten und Informationen, also was können wir tun?
- an die eigene Nase fassen und das Konsumverhalten hinterfragen
- satt einkaufen gehen – wer hungrig einkaufen geht, kauft mehr und gedankenlos
- den Kühlschrank vor dem Urlaub leeren und angebrochene Dinge verbrauchen oder an die Familie/Bekannte/Freunde weitergeben – Lebensmittel eine zweite Chance geben
- Foodsharer (= Essensteiler) werden (Registrierung unter www.foodsharing.de)
Lebensmittel teilen, die man übrig hat. Wichtig ist hier, dass nur Lebensmittel ohne Verbrauchsdatum (=VD) im Fairteilerschrank landen dürfen! Es gibt extra Kühlschrank-Fairteiler in welche auch Kühlwaren reingestellt werden dürfen, Forst hat so einen. Die Schränke in Ubstadt-Weiher sind ohne Kühlung, daher nur für bspw. Konserven, Obst, Gemüse etc. geeignet. Die Lebensmittel müssen kindgerecht sein: Alkohol und Süßigkeiten mit Schnaps o.Ä. haben im Schrank NICHTS zu suchen! An den Fairteilerschränken sind entsprechende Regeln auch nochmal aufgeführt!
- Foodsaver (=Essensretter) werden (inkl. Einarbeitung, Hygieneschulung, Probeabholungen)
Dies bildet nur den Bruchteil der Informationen aus dem Vortrag ab. Interessierte können sich entsprechend auch auf der Internetseite informieren (s.o) oder per Mail bei der Initiative melden (bruchsal@foodsharing.network). Zudem gibt es eine What‘s App Gruppe, bei welcher man über die Inhalte des Schranks informiert wird.
Wir danken den Vortragenden Manu Peters, Silvana Meckel und Julia Meindl, sowie allen Interessierten, welche einen sehr konstruktiven und informativen Abend mit uns verbracht haben.
Abschließend ist noch anzumerken, dass Fairteilerschränke für alle Mitbürger:innen zur Verfügung stehen und es kein Geld kostet, sich entsprechend des eigenen Bedarfs dort zu bedienen. Es gibt Zeiten, in welchen die Schränke geschlossen sind (zu heiß oder zu kalt). Auch wenn die Hemmschwelle oft groß ist: Schauen Sie doch einfach mal vorbei 😉
Désirée Mannek