Im Rahmen unserer Informationsabende durften wir am 15.05.23 im Abseits in Stettfeld Karl Schestag vom Initiativkreis Energie Kraichgau e.V. begrüßen. Dieser referierte vor mehr als 25 Zuhörenden über das Thema „Mehr Solarstrom für Ubstadt-Weiher – Schritt für Schritt zur privaten Energie-Unabhängigkeit“ und konnte anschaulich Informationen der Vorzüge einer eigenen Solarstromanlage liefern. Der Referent berichtete zudem über den Initiativkreis und ging auf die zahlreichen Fragen aus dem Publikum gezielt ein.
700 x 700km.
Diese Fläche an Solarstrommodulen in Höhe des Äquators würde ausreichen, um den gesamten Bedarf an Energie weltweit zu bedienen. Wenn man sich nun auch noch die Vorzüge einer Solarstromanlage zu Gemüte führt, fragt man sich zurecht: warum passiert da weltweit nicht schon mehr? Warum verlässt man sich noch immer auf fossile Energiequellen und warum zieht man nicht gemeinsam an einem Strang? Für das Klima und die Energiewende.
„Sonne, Wind und Speicherstrom ersetzen Kohle und Atom.“ Eine weitere Aussage, mit welcher Herr Schestag uns einen kleinen Ohrwurm einpflanze. Doch dieser kleine Reim in fünfzehn Silben ist zukunftsgerichtet und aktueller denn je. Wie also können wir, als Otto Normalverbraucher uns an dem Umschwung beteiligen? Ganz klar in erster Linie mit dem eigenen Dach. Aber auch nur sofern die Grundsubstanz des Dachs dies zulässt, denn „Kein Modul auf ein schlechtes Dach montieren!“ ist hier die Devise. Die Angebotslage ist derzeit schwer. Viele Firmen und Planungsbüros, wie auch das Solarbüro von Herrn Schestag, sind überlaufen und überhäuft mit Anfragen. Solarenergie und Eigenversorgung boomen.
Die derzeitige zentrale Energie-Versorgung sieht als Gewinner die großen Energiekonzerne, die sich eine goldene Nase verdienen. Es besteht eine Abhängigkeit vieler Energieabnehmer von wenigen Energielieferanten. Die Resilienz einer dezentralen Energie-Versorgung hingegen ist deutlich größer. Hier schultert sich die Abhängigkeit nach Energie nicht auf einer regionalen Schulter, sondern kann aufgeteilt werden. Es lässt sich zusammenfassen in: Die Zukunft ist dezentral.
Bezüglich unserer derzeitigen Strompreise kommt der Merit-Order-Effekt zu tragen, über welchen Herr Schestag ebenfalls ausführlich berichtete. Der Börsenpreis von Strom gilt hierbei für alle Anbietenden gleich und rechnet sich anhand der Nachfrage an der benötigten Strommenge. Das bedeutet, dass auch „billigerer Strom“ für denselben Preis verkauft wird wie bestehende der tagesaktuelle Höchstwert. Es kommt daher zu übermäßigen Gewinnen der Energielieferanten.
Auch die „Machenschaften“ durch den virtuellen Stromhandel zeigte er uns auf (Redispatch). Hier wird nämlich mehr gehandelt, als transportiert werden kann. Entsprechend der Nord-Süd-Trennung kann sauber gewonnener Strom, welcher durch Windkraftwerke in der Nordsee gewonnen wird, nicht bis nach Italien geliefert werden. Daher werden Windräder abgeschaltet und Kohlekraftwerke eingeschaltet, um diesen Bedarf an „sauberem Strom“ zu decken. Zusammenfassend ganz schön viel „Sauerei“, wenn es um Energie und uns Bürger:innen als Energieabnehmer geht. Die mögliche Lösung hierbei: Nur so viel Strom handeln, wie auch transportiert werden kann. Eine Milchmädchenrechnung, wie unsere Großeltern es uns schon vor Jahrzehnten beibrachten: Du kannst nicht mehr ausgeben, als Du zur Verfügung hast.
Anhand einer anschaulichen Darstellung konnte der Referent den Anwesenden die verschiedenen Arten der Energiegewinnung hinsichtlich ihrer Amortisation erörtern. Bereits nach weniger als fünf Jahren haben sich alle erneuerbare Energiegewinnungsarten wieder bezüglich der aufgewendeten Energie, welche es bedarf, um eine solche Anlage zu errichten, ausgeglichen.
Welche Schritte es für Ubstadt-Weiher braucht, um den Bedarf an Strom auf erneuerbare Energien umzusatteln, wurde bereits hochgerechnet und als Handlungsempfehlung ans Rathaus weitergegeben. Hier merkte Herr Schestag an, dass unsere Gemeinde bereits in vielen Punkten ihre Hausaufgaben gut mache. Die gegenseitige Ergänzung von Sonne und Wind könnte den Strombedarf hier decken.
Anhand verschiedener Beispiele erklärte er, wie eine Solarstromanlage für Haushaltsstrom oder Haushaltsstrom mit Heizungsstrom funktioniert. Er zeigte Grafiken, in welchen er den Verbrauch und den Solar-Ertrag aufführte. Seine Empfehlung hierbei sei stets Eigen-Versorgung statt Eigen-Verbrauch. So könnte eine Solarstromanlage beispielsweise 25 % des jährlichen eigenen Strombedarfs decken. Der Einsatz eines Strom-Speichers könnte dies aus bis zu 50 % erhöhen. Wichtig hierbei anzumerken sind die damit verbundenen Mehrkosten hinsichtlich der Anschaffung. Es muss immer individuell entsprechend des Verwendungszwecks und der Ansprüche des Betreibenden an die Anlage geschaut werden. Zudem gibt es auch Möglichkeiten der Volleinspeisung in das Stromnetz.
Informativ waren zudem sämtliche Neuerungen für große und kleinere Solarstromanlagen, sowie für Solarstromanlagen in Baden-Württemberg, über die Herr Schestag benachrichtigte. Er stellte Solarpaket 1 und Solarpaket 2 in Aussicht, welche ebenfalls einen deutlichen Trend in Richtung Energiewende aufzeigen sollen.
Zuletzt berichtete er noch über die Sektorenkopplung, Wärme und Mobilität.
Zusammenfassend war es ein sehr informativer Abend bei einer angenehmen Atmosphäre und leckerem Essen. Ein voller Erfolg! Ich bedanke mich im Namen der Freien Wählervereinigung Ubstadt-Weiher e.V. bei allen Interessierten, Herrn Schestag und dem Team des Abseits, welches uns an seinem Schließtag extra die Türen und Speisekarten öffnete.
Gez. Désirée Mannek